Der Dino ist zurück – und denkt schon wieder gross
PHILIPP SZYZA / IMAGO - Jubelnde Hamburger: Der 6:1-Erfolg gegen Ulm
besiegelt die Rückkehr ins Fussball-Oberhaus.
Der Hamburger SV steigt nach sieben Jahren Zweitklassigkeit wieder in die Bundesliga auf – mit einem 34-jährigen Nobody als Coach
15 May 2025 - Neue Zürcher Zeitung
STEFAN OSTERHAUS, BERLIN
Manche Fussballklubs werden mit Symbolen assoziiert, die auf den ersten Blick wenig mit Fussball zu tun haben. Beim 1. FC Köln ist es der Geissbock, das Wappentier, das seit Jahrzehnten an der Seitenlinie präsent ist. In verschiedenen Inkarnationen hat er zahlreiche Abstiege des Traditionsklubs miterlebt, der einen Spieltag vor Schluss vor dem direkten Aufstieg in die Bundesliga steht.
Im Fall des Hamburger SV ist es ein Gegenstand, der lange für eine einzigartige Kontinuität stand: eine Stadionuhr, die anzeigte, wie lange der HSV in der ersten Bundesliga verweilte. «Immer erste Klasse» – das war über Jahrzehnte der Wahlspruch der Hamburger, die sich als einziges Gründungsmitglied der Bundesliga so lange in der Eliteklasse behaupteten.
Doch 2018 – nach mehreren vergeblichen Anläufen – war der Abstieg in die zweite Liga nicht mehr zu vermeiden. Seitdem waren die Hamburger, trotz dem grössten Etat der Liga, reichlich Spott ausgesetzt, zumal der Lokalrivale FC St. Pauli aufstieg und in jenem Jahr die Spielklasse hielt.
Verletzte beim Spielfeldsturm
Nun ist die Zeit in der zweiten Liga für den HSV, der aufgrund seiner langen Bundesliga-Zugehörigkeit «Dino» genannt wurde, vorbei. Am Samstag gelang mit dem 6:1-Sieg im Hamburger Volkspark gegen Ulm der Wiederaufstieg. Und die Erwartungen an glanzvolle Zeiten dürften im Norden nun wieder spriessen. Bescheidenheit zählte beim HSV noch nie zu den Tugenden, ganz gleich, wie oft die hanseatische Zurückhaltung sonst beschworen wird.
Die Hoffnungen fussen auf einem Coach, der sein Handwerk versteht: Merlin Polzin ist mit 34 Jahren einer der jüngsten Profitrainer, die je ein Bundesligateam trainiert haben. Was die Hamburger aber besonders begeistert, ist, dass er einer der Ihren ist. Ein Hanseat durch und durch, der aber den Umweg über Osnabrück gehen musste, ehe er wieder zum HSV gelangte, für den er gerne als Profi gespielt hätte, wenn eine Arthrose die junge Karriere nicht gestoppt hätte. In Osnabrück war er als CoTrainer von Daniel Thioune tätig, der seinen Assistenten mitnahm, als er in Hamburg zum Cheftrainer berufen wurde.
Thioune, dem sich Merlin Polzin in Osnabrück während seines Studiums als Spielbeobachter angeboten hatte, scheiterte allerdings ebenso wie der bizarre Tim Walter. Auch Steffen Baumgart, der vielen als Garant für den Wiederaufstieg galt, kam in Hamburg nicht zurecht. So wurde der Weg frei für Merlin Polzin. War es zunächst bloss als Interimslösung gedacht, erledigte er den Job so bravourös, dass sich niemand mehr getraute, nach einer Ablösung zu rufen. Der Sportvorstand Stefan Kuntz, selbst ein erfahrener Coach, war klug genug, den Lauf des jungen Mannes nicht zu unterbrechen.
Dass das Engagement im Aufstieg gipfelte, klingt nach einem klischeebeladenen Drehbuch. Die Feierlichkeiten in Hamburg jedenfalls fielen unerwartet gross aus, doch nicht alles daran war erfreulich. Der spontane Platzsturm der Fans forderte zwei Dutzend Verletzte – 19 Anhänger wurden mit schweren, fünf mit leichten Verletzungen in Spitäler gebracht. Die Zuneigung der Fans war durchaus handfest: Die Polizei sicherte den Spielertunnel ab, damit niemand in die Kabinen gelangte.
Der Investor verfasst ein Gedicht
Ein denkwürdiger Tag war es auf jeden Fall. Der Investor Klaus-Michael Kühne war gar so begeistert, dass er zur Feder griff und ein Gedicht verfasste:
«Der HSV, dass ich’s nicht fasse, ist wieder erste Klasse,
gewartet hat man sieben Jahr,
jetzt werden alle Träume wahr!
Der Dino endlich ist zurück,
welch Freude und welch grosses Glück,
und hoffentlich wird er bald wieder Sieger in unserer ersten Bundesliga!»
Kühne, der als Poet mit Karl-Heinz Rummenigge und dessen Ode an Franz Beckenbauer konkurrieren könnte («Danke, danke, danke dir»), übt nach wie vor beträchtlichen Einfluss auf den Klub aus. Aus den Zeilen des Frachtunternehmers zur See lässt sich ermessen, dass den HSV nach wie vor eitle Weltklasse-Ambitionen antreiben.
Wer wissen will, weshalb die Hamburger gerne gross denken, auch wenn es nicht immer Anlass dazu gibt, der braucht nur einen Blick in die Historie des HSV zu werfen, die nicht nur aufgrund von Pleiten, Pech und Pannen im vergangenen Jahrzehnt äusserst schillernd ist. Denn es gab einmal eine Zeit, da war der Hamburger SV weit mehr als nur ein Klub, der sich durch die ununterbrochene Zugehörigkeit zur ersten Bundesliga auszeichnete. Die Hamburger waren das Mass der Dinge – nicht bloss national, sondern auch in Europa.
Dabei waren es nicht einmal die grossen Jahre des legendären Uwe Seeler, die den Verein zur Referenz machten, wenngleich der 2022 verstorbene Angreifer bis heute der HSV-Spieler schlechthin ist. Es ist vor allem einem Mann zu verdanken, der auf den ersten Blick kaum mit dem HSV zusammengebracht wird: Günter Netzer. 1977, kurz nachdem Netzer seine Karriere als Profi bei den Grasshoppers in Zürich beendet hatte, trat er als Manager in Hamburg an.
Dabei hatte Netzer es auf dieses Engagement gar nicht abgesehen, vielmehr wollte er die Stadionzeitung der Hamburger herausgeben, so, wie er das während seiner Zeit als aktiver Spieler in Mönchengladbach auch getan hatte. Der damalige Klubchef Paul Benthien nahm die Offerte gerne an, verknüpfte sie allerdings mit der Bedingung, dass Netzer auch den Managerposten übernehmen müsse. Der Zeitpunkt war perfekt. Als Netzer antrat, hatte der HSV bereits den Europacup der Cup-Sieger gewonnen. Darauf liess sich trefflich aufbauen. Und Netzer war phänomenal erfolgreich.
Mit Netzer die beste Zeit
Mit einem untrüglichen Blick für Talent und Strategie formte Netzer innert kürzester Zeit einen Spitzenklub: mit dem englischen Stürmer Kevin Keegan, dem Torhüter Uli Stein, dem Rechtsverteidiger Manfred Kaltz, der von der Aussenlinie und vom Halbfeld aus sogenannte «Bananenflanken» schlug, die gerne von Horst Hrubesch verwertet wurden, der sich aufgrund seiner unglaublichen Wucht den Beinamen «Kopfball-Ungeheuer» redlich verdiente.
Der Stratege der Mannschaft war Felix Magath im Mittelfeld, er war so etwas wie der verlängerte Arm des österreichischen Trainer-Genies Ernst Happel, den Netzer nach Branko Zebec für den Trainerposten gewinnen konnte. 1983, in Athen, traf der HSV auf das hochfavorisierte Juventus. Magath überwand Dino Zoff im Tor der Italiener mit einer Bogenlampe – der HSV war ganz oben angekommen.
Als Netzer den Klub verliess, hatten die Hamburger die Bayern von der nationalen Spitze verdrängt. Von da an aber ging es, gemessen an den glanzvollen frühen 1980er Jahren, bergab. Jahren der Indifferenz folgte im vergangenen Jahrzehnt der beinahe permanente Kampf gegen den Abstieg, der 2018 verlorenging.
Ob diese Lektion die Hamburger Demut lehrt, ist nach den ersten Reaktionen auf den Aufstieg zu bezweifeln. Man hat eben schon immer gerne gross gedacht in Hamburg.
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PHILIPP SZYZA / IMAGO -
Amburgo in festa: la vittoria per 6:1
contro l'Ulm ha sancito il ritorno in massima serie.
"Il Dinosauro" è tornato - e sta già pensando in grande
Dopo sette anni di seconda divisione l'Amburgo torna in Bundesliga, con un 34enne sconosciuto come allenatore.
15 maggio 2025 - Neue Zürcher Zeitung
STEFAN OSTERHAUS, BERLINO
Alcuni club calcistici sono associati a simboli che a prima vista hanno poco a che fare con il calcio. Per il Colonia si tratta del caprone, l'animale araldico presente da decenni sulla linea laterale. In varie incarnazioni, è stato testimone di numerose retrocessioni dello storico club, che è a una giornata dalla promozione diretta in Bundesliga.
Nel caso dell'Amburgo si tratta di un oggetto che per lungo tempo ha simboleggiato una continuità unica: un maxi-cronometro che nello stadio indicava la durata della permanenza dell'HSV nella prima Bundesliga. “Sempre in prima classe": questo è stato per decenni il motto del club di Amburgo, l'unico membro fondatore della Bundesliga a rimanere così a lungo nella classe d'élite.
Ma nel 2018 - dopo diversi tentativi falliti - la retrocessione in seconda divisione non poteva più essere evitata. Da allora, nonostante abbia il budget più alto del campionato, l'Amburgo è stato oggetto di molte prese in giro, soprattutto perché i rivali locali, il Skt. Pauli, sono stati promossi e poi si sono salvati.
Feriti nell'uragano in campo
Ora la permanenza dell'HSV in seconda divisione, soprannominato “Dino” per la sua lunga permanenza in Bundesliga, è finita. Sabato (10 maggio) la squadra ha riconquistato la promozione battendo 6:1 l'Ulm al Volkspark di Amburgo. E le aspettative di tempi gloriosi sono ora suscettibili di germogliare di nuovo, a nord. La modestia non è mai stata una delle virtù dell'HSV, per quanto si invochi spesso la moderazione anseatica.
Le speranze sono riposte in un allenatore che conosce il suo mestiere: a 34 anni, Merlin Polzin è uno dei più giovani allenatori professionisti ad aver mai allenato una squadra della Bundesliga. Ma ciò che entusiasma particolarmente il club di Amburgo è che si tratta di uno di loro. Un anseatico in tutto e per tutto, ma che ha dovuto deviare per Osnabrück prima di tornare all'HSV, per il quale avrebbe voluto giocare da professionista se l'osteoartrite non avesse messo fine alla sua giovane carriera. A Osnabrück ha lavorato come assistente di Daniel Thioune, che se l'è poi portato con sé una volta nominato capo allenatore dell'Amburgo.
Thioune, che a Merlin Polzin aveva offerto il posto di osservatore durante gli studi a Osnabrück, non è riuscito ad affermarsi, così come il bizzarro Tim Walter. Anche Steffen Baumgart, considerato da molti una garanzia di promozione, non è riuscito ad affermarsi ad Amburgo. Questo ha spianato la strada a Merlin Polzin. Inizialmente pensato solo come soluzione provvisoria, ha svolto il lavoro in modo così brillante che nessuno ha osato chiedere la sua sostituzione. Il direttore sportivo Stefan Kuntz, anch'egli allenatore esperto, è stato abbastanza intelligente da non interrompere la carriera del giovane.
Il fatto che l'ingaggio sia culminato con la promozione sembra un copione carico di cliché. In ogni caso, i festeggiamenti ad Amburgo si sono rivelati inaspettatamente grandi, ma non tutto è stato piacevole. L'assalto spontaneo dei tifosi ha provocato due dozzine di feriti: 19 tifosi sono stati portati in ospedale con ferite gravi e cinque con ferite minori. L'affetto dei tifosi era piuttosto tangibile: la polizia ha messo in sicurezza il tunnel dei giocatori in modo che nessuno potesse entrare negli spogliatoi.
L'investitore scrive una poesia
È stata certamente una giornata memorabile. L'investitore Klaus-Michael Kühne era così felice che ha preso la penna e ha scritto una poesia:
“HSV, non posso crederci,
è di nuovo in prima classe,
abbiamo aspettato sette anni,
ora tutti i nostri sogni si stanno avverando!
Il Dinosauro è finalmente tornato,
che gioia e che grande felicità,
e speriamo che presto torni a vincere nella nostra prima Bundesliga!”.
Kühne, che come poeta potrebbe competere con Karl-Heinz Rummenigge e la sua ode a Franz Beckenbauer (“Grazie, grazie, grazie”), continua a esercitare una notevole influenza sul club. Dai versi dello spedizioniere marittimo, è chiaro che l'HSV è ancora guidato da vane ambizioni di livello mondiale.
Se si vuole sapere perché agli amburghesi piace pensare in grande, anche se non sempre c'è un motivo per farlo, basta dare un'occhiata alla storia dell'HSV, che è estremamente colorata, e non solo a causa dei fallimenti, della sfortuna e delle disavventure dell'ultimo decennio. C'è stato un tempo in cui l'Hamburger SV era molto più di un semplice club caratterizzato dalla partecipazione ininterrotta alla Bundesliga. Gli Hamburger erano la misura di tutto, non solo a livello nazionale, ma anche in Europa.
Non sono stati nemmeno i grandi anni del leggendario Uwe Seeler a rendere il club un punto di riferimento, anche se l'attaccante, scomparso nel 2022, è ancora oggi "il" giocatore dell'HSV per eccellenza. È soprattutto merito di un uomo che, a prima vista, difficilmente viene associato all'HSV: Günter Netzer. Nel 1977, poco dopo aver concluso la sua carriera professionistica con il Grasshoppers di Zurigo, Netzer assunse l'incarico di dirigente dell'Amburgo.
Netzer non aveva in mente questo lavoro, ma voleva piuttosto curare il giornale dello stadio dell'Amburgo, come aveva fatto durante il suo periodo da giocatore attivo a Mönchengladbach. Il capo del club di allora, Paul Benthien, fu felice di accettare l'offerta, ma la subordinò alla condizione che Netzer avrebbe dovuto assumere anche la carica di dirigente. Il tempismo era perfetto. Quando Netzer subentrò, l'HSV aveva già vinto la Coppa delle Coppe. C'era molto su cui costruire. E Netzer ebbe un successo fenomenale.
Il periodo migliore con Netzer
Con un occhio infallibile per il talento e la strategia, Netzer formò un top club in pochissimo tempo: con l'attaccante inglese Kevin Keegan, il portiere Uli Stein, il terzino destro Manfred Kaltz, che colpiva i cosiddetti “cross a banana” dalla linea laterale e da metà campo, spesso convertiti da Horst Hrubesch, che si guadagnò il soprannome di “mostro di testa” per la sua incredibile potenza.
Felix Magath era lo stratega della squadra a centrocampo; era una sorta di estensione del genio austriaco Ernst Happel, che Netzer riuscì a reclutare per il ruolo di allenatore dopo Branko Zebec. Nel 1983, ad Atene, l'HSV affrontò la favoritissima Juventus. Magath superò Dino Zoff nella porta italiana con un tiro ad arco: l'HSV aveva raggiunto la vetta.
Quando Netzer lasciò il club, l'Amburgo aveva spodestato il Bayern dalla vetta del campionato nazionale. Da quel momento in poi, però, le cose andarono in discesa rispetto ai gloriosi primi anni Ottanta. Ad anni di indifferenza è seguita, nell'ultimo decennio, una lotta quasi permanente contro la retrocessione, persa nel 2018.
Non è certo che questa lezione abbia insegnato all'Amburgo l'umiltà, dopo le prime reazioni all'ascesa. Ad Amburgo è sempre piaciuto pensare in grande.
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