Die Wandlung des Armindo Sieb
Foto dpaHat allen Grund zu Freudensprüngen:
Sportlich setzt der Stürmer Armindo Sieb in Mainz
nach längerer Anlaufzeit zum Höhenflug an.
Als der Stürmer in der vorigen Saison nach Mainz wechselte, hatte er nicht die Kondition für 90 Minuten. Jetzt ist er auf dem Sprung zu einem wichtigen Spieler.
27 Sep 2025 - Frankfurter Allgemeine Zeitung
Von Peter H. Eisenhuth
Wenn das am vierten Bundesligaspieltag kein One-Hit-Wonder war, verfügt der FSV Mainz 05 plötzlich über eine neue Option im Angriff. Die hört auf den Namen Armindo Sieb, spielte schon, ausgeliehen vom FC Bayern München, in der vorigen Saison für die Rheinhessen. Aber Sieb kam kaum zum Einsatz, seit Ende Oktober stand der Offensivmann nur noch dreimal in der Anfangsformation, ansonsten musste er froh sein, zu Kurzeinsätzen zu kommen. Hätten die Mainzer den 22-Jährigen nach München zurückgeschickt, wären das vollauf verständlich gewesen.
Besserung schien in den ersten Pflichtspielen der neuen Runde nicht in Sicht, weder, was die Minuten, noch, was die Leistungen anging. Und dann lief Sieb in der Partie beim FC Augsburg von Beginn an auf, durfte einigermaßen überraschend Nelson Weiper als Mittelstürmer ersetzen. Er war ein Mosaikstein dafür, dass Bo Henriksen hinterher sagte: „Wir waren klug in allem, was wir gemacht haben. Und wir hatten viel Qualität im letzten Drittel.“
80 Minuten lang rannte sich der gebürtige Hallenser die Lunge aus dem Leib; für einen solchen Effekt hatte er in seinen ersten Mainzer Monaten keine Halbzeit gebraucht. Sieb war bei seiner Ankunft der wahrscheinlich unfitteste Spieler, den die 05er zu Bundesligazeiten je verpflichtet hatten, und weit davon entfernt, eine komplette Partie bestreiten zu können. Der Prozess, ihn auf das nötige Level zu bringen, dauerte lange, immer wieder hieß es, Sieb sei noch nicht so weit.
Jetzt scheint er es zu sein, einen anderen Schluss ließ sein Auftreten in Augsburg nicht zu. „Armindo hat einen hervorragenden Job gemacht, nicht nur wegen seines Treffers beim 4:1-Sieg, sondern auch mit seiner Arbeit rund um die Box“, lobte Bo Henriksen das Anlaufverhalten des schnellen Stürmers und den oft erfolgreichen Kampf um die zweiten Bälle. „Das hat er überragend gemacht.“Dafür erteilte der Trainer dem lange in der zweiten Reihe stehenden Sieb quasi eine Einsatzgarantie: „Wenn er arbeiten will wie in Augsburg, spielt er.“
Der Treffer zum 4:0 war Siebs erster seit fast einem Jahr. „Den habe ich mir irgendwie verdient“, sagt er. Zum Beispiel dadurch, dass er seinen Fitnessrückstand mit intensiver Arbeit aufgeholt habe. „Ich musste mein Mindset ändern und habe zuletzt im Training ein bisschen mehr gemacht als früher.“Klingt nach einer späten Erkenntnis – wenn auch nicht zu spät, um für die Mainzer, denen zwei englische Wochen, unter anderem mit dem Conference-League-Spiel in Nikosia und zwei Duellen mit dem VfB Stuttgart, bevorstehen, zu einer echten Alternative in der Spitze zu werden.
Sieb ist ein völlig anderer Spielertyp als der eigentlich als Mittelstürmer gesetzte Nelson Weiper. Keine Kante, die körperlich mit nicht minder kantigen Innenverteidigern mithalten kann, sondern ein 1,75 Meter großer Wuseler mit der Aufgabe, „den Gegenspieler zu nerven, ihn nicht zu klaren Kopfbällen kommen zu lassen, damit er den Ball ins Aus oder zu einem meiner Mitspieler spielt“. In seinem Rücken könnten dann Paul Nebel, Arnaud Nordin oder Kaishu Sano die Bälle einsammeln.
Auf zwei Stammkräfte müssen die Mainzer an diesem Samstag (15.30 Uhr) im Heimspiel gegen den BVB verzichten: Dominik Kohr fehlt wegen der Gelb-Roten Karte von voriger Woche, Anthony Caci hat sich in Augsburg eine Muskelsehnenverletzung im rechten Oberschenkel zugezogen und fällt mindestens bis Jahresende aus. So wichtig die beiden Akteure für seine Mannschaft auch sind, Henriksen möchte die Personalien nicht dramatisieren. Für die Innenverteidigung und Außenbahn gebe es jeweils genügend Alternativen.
Hinten könnten Stefan Bell, Maxim Leitsch oder die jungen Konstantin Schopp und Kacper Potulski – für beide wäre es das Bundesligadebüt – einspringen. Auf der rechten Seite stehen beispielsweise Kapitän Silvan Widmer und Nikolas Veratschnig zur Verfügung. „Ein Schweizer und ein österreichischer Nationalspieler sind auch gut genug für Mainz 05“, betont der Trainer. „Selbst wenn ein Spieler für mehrere Monate raus ist, haben wir mit den anderen ein gutes Gefühl.“
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