Kapitän Jackson Irvine feiert den Erstrundensieg seines 
FC St. Pauli über den Halleschen FC im DFB-Pokal

Nach 14 Jahren startet der FC St. Pauli wieder in eine Erstligasaison. Das verspricht Atmosphäre, Leidenschaft – und Abstiegskampf

25 Aug 2024 - Welt am Sonntag
VON OLIVER MÜLLER UND ANDREAS ZSCHORSCH

Jackson Irvine ist immer für eine Überraschung gut. Der Kapitän des FC St. Pauli mag es, seine Mitspieler und die Fans zu verblüffen: Mal lackiert er sich die Fingernägel schwarz, mal färbt er sich die Haare. Am Sonntag, wenn der Australier die Mannschaft beim Bundesliga-Auftakt gegen den 1. FC Heidenheim (17.30 Uhr, DAZN) auf den Platz führen wird, wird er es mit pinken Haaren tun. Zuletzt hatte sich 31jährige seine lange Mähne blondiert. Das sei aber nur „die Basis für etwas anderes“, so Irvine: „Das Pink kommt zurück.“Beim Pokalspiel gegen Halle war es dann so weit.

Mit dem „etwas anderen Klub“aus Hamburg, der es nach 14 Jahren wieder nach oben geschafft hat, dürfte die Bundesliga ohnehin bunter werden. Das ist nicht nur, aber eben auch politisch gemeint. „Wir sind ein Verein, der spezielle Werte, Fürsorge und Gemeinschaft in den Vordergrund stellt. Wir wollen, dass Fußball eine treibende Kraft für das Gute ist“, formuliert es Irvine. Das sind große Worte, die der 69-malige Nationalspieler Australiens jedoch lebt: Er geht nicht nur auf dem Platz voran, sondern identifiziert sich mit allem, wofür der Verein steht. Irvine wohnt im Schanzenviertel, geht oft zu Fuß zum Training.

In jedem Fall dürften die St. Paulianer, die in der vergangenen Saison in der Zweiten Liga mit offensivem Fußball Maßstäbe gesetzt haben, die Bundesliga atmosphärisch bereichern. Während andere populäre Traditionsvereine – darunter pikanterweise auch der Hamburger SV – weiterhin im Unterhaus festhängen, kehrt in St. Pauli ein Klub zurück, der große Emotionen verspricht. Das Stadion am Millerntor dürfte bei jedem Spiel ausverkauft sein – das war ja schließlich schon in der vergangenen Zweitligasaison so. Für Sonntag planen die Fans einen „Saisoneröffnungsmarsch“durch den Kiez.

Die Vorfreude ist groß – besonders auch bei denen, die neu auf St. Pauli sind. „Ich wurde mit Nachrichten regelrecht bombardiert. Da hieß es einfach nur: Supersache, geiler Klub, wahnsinnige Strahlkraft“, sagt Alexander Blessin, wenn er sich an die Rückmeldungen erinnert, die er bekommen hatte, nachdem bekannt geworden war, dass er als neuer Trainer beim Aufsteiger anheuert. Vor gut einem Monat wurde der 51-Jährige, der zuletzt den belgischen Erstligaklub Royale Union St. Gilloise zum Pokalsieg und in die Champions-League-Qaulifikation geführt hatte, als Nachfolger von Fabian Hürzeler vorgestellt.

Dessen Abgang hatte zuvor durchaus für etwas Missstimmung nach den Aufstiegsfeierlichkeiten gesorgt: Der Erfolgscoach war, obwohl er nach langem Gezerre seinen auslaufenden Vertrag verlängert hatte, dann doch noch gegangen. Der 31-Jährige wechselte zu Brighton&Hove Albion in die Premier League. Immerhin aber kassierte St. Pauli eine stattliche Ablöse von etwa sechs Millionen Euro.

„Fabian hat hier einen unfassbar guten Job gemacht. Er hat sich in einem rasenden Tempo einen Namen und sich interessant gemacht“, sagte Andreas Bornemann. Der Sportchef schien trotz der Verlängerung nicht allzu überrascht gewesen sein. Er hatte Zeit, sich mit diesem Szenario auseinanderzusetzen.

Trotzdem ist die Nachfolgeregelung mit Blessin ein gewisses Wagnis. Denn der neue Coach steht für einen anderen Fußball. Während Hürzeler die Mannschaft dazu gebracht hat, nahezu jedes Spiel und jeden Gegner zu kontrollieren, setzt Blessin vor allem auf das Spiel gegen den Ball. Gegenpressing und schnelles Umschalten sind seine Stichworte.

So hat es Blessin gelernt – von zwar dort, wo diese Art Fußball in ihrer reinsten Form propagiert wurde: im Kosmos von Red Bull. Acht Jahre war er im Jugendbereich von RB Leipzig tätig. „Ich bin kein Fabian Hürzeler 2.0 – ich bin Alex Blessin. Ich glaube, dass ich die beste Ausbildung überhaupt gehabt habe“, sagt er selbstbewusst. Jeder Trainer, der bei RB war, habe „ein gewisses Grundmuster mitbekommen“.

Was Blessin vorhat, war während der Vorbereitung zu erkennen – es unterscheidet sich tatsächlich stark von dem, was die Mannschaft vorher gespielt hatte. Bereits die Grundordnung ist anders: Während St. Pauli unter Hürzeler meist mit zwei Flügelstürmern und einem Mittelstürmer spielte, versuchte es Blessin mit einer Doppelspitze. Das hatte Reibungsverluste zur Folge: Im DFB-Pokal beim Viertligaklub Hallescher FC geriet die Mannschaft zweimal in Rückstand. Es mussten Korrekturen vorgenommen werden. Blessin wechselte zum alten System zurück – und prompt wurde es besser. Dank der Hereinnahme der Flügelstürmer Elias Saad und Oladapo Afolayan – die unter Hürzeler gesetzt waren – rettete sich St. Pauli in die Verlängerung und siegte dann 3:2.

Prompt gab es Diskussionen, ob das alte System nicht grundsätzlich besser sei. Das sieht Blessin jedoch anders. „Ich werfe ja nicht gleich alles über den Haufen, wenn etwas noch nicht funktioniert und etwas Wind aufkommt“, erklärte er. Er sieht die Ursachen eher darin, dass die Mannschaft die neue Spielweise noch nicht verinnerlicht hat. Das könnte stimmen – wie auch die Mutmaßung, dass die Abkehr vom Ballbesitz-Fußball ohnehin alternativlos ist. Schließlich darf bezweifelt werden, dass der Aufsteiger überhaupt in der Lage sein wird, viele Spiele in der ersten Liga so zu dominieren wie in der zweiten.

Was helfen könnte, sich schnell den Erfordernissen in der Bundesliga anzupassen, ist die Homogenität der Mannschaft. Der Stamm ist zusammengeblieben – abgesehen von Marcel Hartel, der in der vergangenen Saison mit 17 Toren und 13 Vorbereitungen Topscorer des Teams war. Die Spieler, die den Klub wieder hochgebracht haben, sollen auch die Bundesliga auskosten dürfen. Auf namhafte Verstärkungen wurde verzichtet. Die Transferbilanz weist lediglich ein Minus von 300.000 Euro auf. Auffälligster Zugang ist eine Leihgabe: Stürmer Morgan Guilavogui kam vom RC Lens.

Ein wenig Luft im Etat, um nachbessern zu können, würde es noch geben – viel jedoch nicht. Die 14 Jahre in der Zweiten Liga haben den wirtschaftlichen Abstand zu den meisten der Klubs, gegen die nun um den Klassenverbleib gekämpft werden muss, extrem vergrößert – daran ändern auch die 22,4 Millionen Euro mehr aus der TV-Vermarktung wenig. „Aufsteiger sein und Bundesligaklub werden, klingt, als sei beides nah beieinander. Ist es aber nicht“, sagte Bornemann. Der FC St. Pauli wird im Oberhaus wieder die Rolle einnehmen, die er immer eingenommen hat, wenn er erstklassig war: die des Underdogs. Zum Verein passt das auf jeden Fall.

***

Il capitano Jackson Irvine festeggia la vittoria del suo 
St. Pauli contro l'Hallescher nel primo turno di Coppa di Germania

Dopo 14 anni, il St. Pauli ricomincia una stagione di prima divisione. Questo promette atmosfera, passione e una battaglia per la retrocessione.

25 agosto 2024 - Welt am Sonntag
di OLIVER MÜLLER e ANDREAS ZSCHORSCH

Jackson Irvine è sempre pronto a sorprendere. Il capitano del St. Pauli ama stupire i suoi compagni di squadra e i tifosi. A volte si dipinge le unghie di nero, altre volte si colora i capelli. Domenica, quando l'australiano guiderà la squadra in campo per l'esordio in Bundesliga contro l'Heidenheim (ore 17.30, DAZN), lo farà con i capelli rosa. Il 31enne si è recentemente decolorato la sua lunga chioma bionda. Ma quella era solo “la base per qualcos'altro”, dice Irvine: “Il rosa sta tornando”. “Il momento era arrivato nella partita di Coppa di Germania contro l'Halle”.

Con il “club un po' diverso” di Amburgo, che è tornato in prima divisione dopo 14 anni, la Bundesliga rischia di diventare comunque più colorata. Anche dal punto di vista politico. “Siamo un club che dà priorità a valori speciali, alla cura e alla comunità. Vogliamo che il calcio sia una forza trainante per il bene”, afferma Irvine. Sono parole grosse, ma il 69 volte nazionale australiano vive di queste parole: non solo fa da guida in campo, ma si identifica anche con tutto ciò che il club rappresenta. Irvine vive nel quartiere di Schanzenviertel e spesso all'allenamento si reca a piedi.

In ogni caso, i St. Paulianer, che nella scorsa stagione hanno fatto scuola in seconda divisione con il loro calcio d'attacco, probabilmente arricchiranno l'atmosfera della Bundesliga. Mentre altri popolari club tradizionali - tra cui, curiosamente, l'Amburgo - sono ancora bloccati nella divisione inferiore, il St. Pauli sta tornando a essere un club che promette grandi emozioni. È probabile che lo stadio Millerntor sia tutto esaurito per ogni partita, come del resto era già successo nell'ultima stagione di Zweite Bundesliga. I tifosi hanno in programma una “marcia di apertura della stagione” nel quartiere domenica.

L'attesa è grande, soprattutto tra coloro che sono nuovi al St Pauli. “Sono stato bombardato di notizie. Era semplicemente: grande cosa, grande club, incredibile carisma”, dice Alexander Blessin, ricordando il feedback ricevuto dopo l'annuncio della sua nomina a nuovo allenatore del club promosso. Poco più di un mese fa, il 51enne, che di recente aveva guidato l'Union St. Gilloise, club di prima divisione belga, alla vittoria della coppa nazionale e alla qualificazione alla Champions League, è stato presentato come successore di Fabian Hürzeler.

La partenza di Hürzeler dopo i festeggiamenti per la promozione aveva suscitato un po' di inquietudine: anche se l'allenatore di successo aveva prolungato il suo contratto in scadenza dopo un lungo periodo di braccio di ferro, alla fine se n'è andato. Il 31enne si è trasferito al Brighton & Hove Albion in Premier League. Il St. Pauli ha comunque incassato una bella cifra per il trasferimento, pari a circa sei milioni di euro.

“Fabian ha fatto un ottimo lavoro qui. Si è fatto un nome a rotta di collo e si è reso interessante”, ha dichiarato Andreas Bornemann. Nonostante il prolungamento, il direttore sportivo non è sembrato troppo sorpreso. Ha avuto il tempo di abituarsi a questo scenario.

Tuttavia, il piano di successione con Blessin è una sorta di azzardo. Perché il nuovo allenatore propone un tipo di calcio diverso. Mentre Hürzeler ha portato la squadra a controllare quasi tutte le partite e tutti gli avversari, Blessin si concentra principalmente sul gioco senza palla. Contropressione e rapidi capovolgimenti sono le sue parole-chiave.

Blessin ha imparato così, dal luogo in cui questo tipo di calcio è stato propagato nella sua forma più pura: il cosmo della Red Bull. Ha trascorso otto anni nel programma giovanile del Lipsia. “Non sono il Fabian Hürzeler 2.0, ma Alex Blessin. Credo di aver avuto la milgior formazione di sempre”, afferma fiducioso. Ogni allenatore che è stato all'RB ha “imparato un certo schema di base”.

Le idee di Blessin sono state ben chiare durante la fase di preparazione, e sono molto diverse da quelle che la squadra aveva adottato in precedenza. Anche la formazione-base è diversa: mentre il St. Pauli di solito giocava con due ali e un centravanti sotto Hürzeler, Blessin ha provato a giocare con un doppio attaccante. Questo ha portato a cocenti rovesci: in Coppa di Germania contro l'Hallescher, club di quarta divisione, la squadra è andata in svantaggio due volte. È stato necessario apportare delle correzioni. Blessin è tornato al vecchio sistema e la situazione è subito migliorata. Grazie all'ingresso delle ali Elias Saad e Oladapo Afolayan - che era stato un punto fermo sotto Hürzeler - il St. Pauli si è salvato ai tempi supplementari, vincendo 3-2.

Si è subito discusso se il vecchio sistema non fosse fondamentalmente migliore. Blessin però la vede diversamente. “Non butto subito tutto a mare se qualcosa non funziona e c'è un po' di vento”, ha spiegato. Per lui le cause sono da ricercare piuttosto nel fatto che la squadra non ha ancora interiorizzato il nuovo stile di gioco. Questo potrebbe essere vero, così come l'ipotesi che non ci siano alternative all'abbandono del calcio di possesso. Dopotutto, non è detto che la squadra promossa sia in grado di dominare in tante partite in prima divisione come ha fatto in seconda.

Ciò che potrebbe aiutare la squadra ad adattarsi rapidamente alle esigenze della Bundesliga è la sua omogeneità. Il nucleo centrale è rimasto, a parte Marcel Hartel, che è stato il capocannoniere della squadra nella scorsa stagione con 17 gol e 13 assist. Anche i giocatori che hanno riportato il club ai vertici dovrebbero poter assaporare la Bundesliga. Non sono stati portati rinforzi di grosso calibro. Il bilancio dei trasferimenti presenta un saldo negativo di soli 300.000 euro. L'aggiunta più rilevante è un prestito: l'attaccante Morgan Guilavogui è arrivato dall'RC Lens.

Ci sarebbe ancora un po' di spazio nel bilancio per migliorare, ma non molto. I 14 anni trascorsi in seconda divisione hanno ampliato notevolmente il divario economico rispetto alla maggior parte dei club contro cui ora devono lottare per rimanere in campionato, e i 22,4 milioni di euro in più provenienti dal marketing televisivo faranno ben poco per cambiare le cose. “Essere promossi e diventare un club della Bundesliga sembra che le due cose siano vicine. Ma non è così”, ha detto Bornemann. Il St. Pauli tornerà al ruolo che ha sempre avuto nella massima serie: quello di sfavorito. E per il club questo è certamente un bene.

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