Besessen von Fußball


HEIDENHEIMER ZEITUNG 
Dienstag. 4. Januar 2022

Vom ehrgeizigen Schüler aus Ulm zum Macher des FC Bayern München: Der einstige Manager und Präsident des Rekordmeisters wird am Mittwoch 70.

In und um Ulm herum, da wussten sie es schon viel früher als anderswo: „Der Uli, das war schon immer ein Überflieger.“Was Gerhard „Jacky“Buck, sein einstiger Mitspieler bei der TSG Ulm 1846, und viele Weggefährten sich über Uli Hoeneß, den großen Fußballer der Donaustadt, der an diesem Mittwoch seinen 70. Geburtstag feiert, erzählen, erreicht fast schon legendäre Anklänge.

Beispiele gefällig? Im Sommer 1960, als Klein Uli gerade mal acht Jahre war, schickte ihn seine Mutter Paula übers Pfingstwochenende ins Zeltlager der Kirchengemeinde bei Memmingen. Am selben Wochenende jedoch spielte seine Jugendmannschaft des VFB Ulm um die Bezirksmeisterschaft. Hoeneß buchste aus dem Camp aus, fuhr mit dem Fahrrad die rund 50 km lange Strecke nach Ulm und kam zur Halbzeit auf dem Sportplatz an. Sein Team lag 0:4 zurück – und holte sich dank des 6:4 doch noch den Titel. Alle Treffer erzielte? Uli Hoeneß.

Ähnliches wiederholte sich. Als 17-jähriger „Jüngling mit fast herkulischer Gestalt“, wie diese Zeitung damals schrieb, spielte er, obgleich noch A-junior, seine erste Saison bei den Männern der TSG Ulm 1846 in der damaligen 1. Amateurliga Nordwürttemberg – und war auf Anhieb mit 22 Saisontreffern Torschützenkönig. „In Nürtingen wurde Uli in der Halbzeit eingewechselt“, erinnert sich sein neun Jahre älterer einstiger Mitspieler Buck. Am Vormittag hatte Hoeneß noch in Neu-isenburg für die Süddeutsche Jugendauswahl gespielt. Nach dem 3:3 gegen Berlin ließ er sich nach Nürtingen chauffieren und erzielte beim 3:1 der Ulmer mit einem sehenswerten Solo den dritten Treffer der Spatzen.

Das Loslassen fällt schwer

Diese Fußballbessessenheit, dieser Erfolgshunger sind Hoeneß bis heute geblieben – und waren dem Ulmer Metzgersohn Fluch und Segen zugleich. Bereits mit 27 Jahren musste er seine aktive Karriere nach einer Knieoperation beenden. Doch diese Zeit reichte dem Frühreifen zu je einem EM- und Wm-titel (1972, 74), zu drei deutschen Meisterschaften und zu drei Europapokalsiegen mit dem FC Bayern (1974 – 76). Noch beeindruckender als seine Erfolge auf dem Rasen sind die unter seiner Ägide als Manager und Präsident. 31 Mal wurden die Münchner deutscher Meister, an 29 dieser Titel war er als Spieler, Funktionär oder Ehrenpräsident (seit 2019) beteiligt. Das Loslassen von seinem Lebenswerk FC Bayern fällt ihm schwer. Mit seiner Meinung – egal ob über Erling Haaland, den DFB oder Gesundheitsminister Karl Lauterbach – hält er auch ohne Amt nicht hinter den Berg.


Hoeneß war immer einer, der polarisierte. Man mag ihn, oder man mag ihn nicht. Legendär waren seine Fehden, etwa mit Willi Lemke, Christoph Daum. Mit Paul Breitner hat er sich ausgesöhnt.

Auf der anderen Seite zeigte Hoeneß immer wieder sein großes Herz. Er ließ sein Team „Retterspiele“gegen finanziell in Not befindliche Vereine bestreiten, denen die gesamten Einnahmen zukamen. Oder er setzte sich für ehemalige Spieler der Bayern-familie ein, die in Schwierigkeiten geraten waren.

Seine eigene Maßlosigkeit brachte auch ihn in Schwierigkeiten. Er zockte mit Millionensummen an der Börse, hinterzog im Jahr 2013 28,5 Millionen Euro an Steuern und wurde zu einer dreieinhalbjährigen Gefängnisstrafe verurteilt. „Ich habe einen Riesenfehler gemacht und habe für meinen Fehler gebüßt“, sagt Hoeneß über das dunkelste Kapitel seines Lebens.

In dieser Zeit gaben ihm Ehefrau Susi und die Kinder Florian und Sabine Halt. „Ohne sie hätte ich alles, was ich erlebt habe, nie geschafft.“Mit ihnen wird Hoeneß seinen 70. Geburtstag feiern. Eine größere Fete lässt Corona nicht zu. Die will er im Sommer, wenn auch seine Susi 70 wird, nachholen. Sie kennt er schon seit Ulmer Schulzeiten und war bereits an seiner Seite, als Uli als 17-Jähriger mit seinen Ulmer Fußballerkumpeln Buck und Co. einen Campingurlaub im damaligen Jugoslawien machte.


40 Jahre an den Schalthebeln des FCB

Für den FC Bayern München hat Uli Hoeneß 239 Bundesligaspiele (86 Tore) bestritten, dazu kommen noch 11 Begegnungen zum Ende seiner aktiven Karriere (Saison 1978/79) für den 1. FC Nürnberg. Am 1. Mai 1979 wechselte er ins Management des FC Bayern München. Ab 2002 gehörte Hoeneß dem Vorstand des Rekordmeisters an, darunter von 2009 bis 2014 und von 2016 bis 2019 als Präsident und Aufsichtsratsvorsitzender.

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