Dennis Schröder Fahnenträger mit Signalwirkung
25 Jul 2024 - Der Tagesspiegel
Julian Graeber
Vor ein paar Jahren wäre es an einem Tag wie dem vergangenen Dienstag um eins gegangen: um Dennis Schröder. Der Basketballer aus Braunschweig, der seit 2013 in der Glitzerwelt NBA lebt, hatte einen starken Drang zur Selbstdarstellung und die Wahl zum olympischen Fahnenträger hätte er dazu genutzt, aller Welt zu zeigen, was für ein krasser Typ er ist.
Doch Schröder, mittlerweile 30 Jahre alt, dreifacher Vater und Basketball-Weltmeister, hat sich gewandelt. Nun klang er fast staatstragend. „Das ist eine riesengroße Ehre für mich, die Fahne tragen zu dürfen. Ich glaube, dass das auf jeden Fall in Deutschland auch ein Statement setzt, das als erster Dunkelhäutiger machen zu dürfen“, sagte er, nachdem er und die zweimalige Judo-Weltmeisterin Anna-Maria Wagner als Fahnenträgerduo bestätigt wurden.
Einst war Schröder in Deutschland nicht gerade beliebt. Er war in der Nationalmannschaft zwar der mit Abstand beste Spieler und opferte jeden Sommer viel Zeit, doch mit seiner Art eckte er an. Nach Everybody’s Darling Dirk Nowitzki, Fahnenträger 2008 in Peking, war da ein junger Kerl mit einer goldenen Strähne im Haar, der seinen Reichtum zur Schau stellte und verbal zwischen selbstbewusst und arrogant schwankte. Und, man muss es leider auch 2024 noch sagen, der schwarz ist.
Im amerikanisch geprägten Basketball ist die Hautfarbe kein großes Thema, doch als das deutsche Team bei der WM 2019 krachend scheiterte, konzentrierte sich die Kritik fast nur auf Schröder.
Der Deutsche Ariel Hukporti, der künftig in der NBA spielen wird, beschrieb Schröders Bedeutung unlängst so: „Es ging um mehr, als nur die Trophäe gewonnen zu haben“, sagte er zur WM 2023. „Als Schwarzer in Deutschland fühlt man sich nicht immer als Deutscher. Aber das hat sich durch den WM-Titel geändert, vor allem dank Dennis Schröder als MVP und anderen Spielern mit Migrationshintergrund.“
EM-Bronze und das WM-Gold haben die Wahrnehmung Schröders in der Öffentlichkeit extrem geprägt. Er wird nicht bewundert wie Nowitzki, doch den Respekt bekommt er nun.
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