Früher Spaziergang, heute Marathon
Dieses Stadion wird heute Abend bummvoll sein,
so viel ist sicher.
Früher Spaziergang, heute Marathon
17 Apr 2025 - Der Standard
Andreas Hagenauer, Moritz Ettlinger
Eine Nacht für die Geschichtsbücher? Rapid kämpft gegen Djurgården um das erste Europacup-Halbfinale seit 1996 – und trifft dabei auf Erinnerungen, Erwartungen und ein volles Weststadion.
Wenn man ehrlich ist, war früher nicht alles besser – wer will schon im Flugzeug rauchen oder stundenlang Musikkassetten vorspulen? Im Fußball dagegen wirkt der Blick zurück oft verklärend: nostalgisch, tröstlich, fast wie eine Flucht – aus der knallharten Gegenwart und der ungewissen Zukunft. Je länger Erfolge zurückliegen, desto drängender wird das Verlangen nach neuen Heldentaten.
Auch bei Rapid. In Hütteldorf greift man gern ins Archiv, doch die Gegenwart heißt ConferenceLeague-Viertelfinale: Djurgården kommt am Donnerstag nach Wien (21 Uhr/live Canal+). Nach dem 1:0Hinspielsieg in Schweden lebt die Hoffnung – und gar nicht so plötzlich wird aus einer Chance eine historische. Denn für internationales Aufsehen sorgte Rapid im Westen Wiens schon lange nicht mehr.
Cup der Cupsieger
Blicken wir zurück, zurück in eine Vergangenheit mit weiteren Hosen, weicheren Körpern und anhaltenden Mythen. Blicken wir zurück in die Saison 1984/1985, in der sich Rapid bis ins Finale des Europapokals der Cupsieger vorkämpfte. Für alle Jüngeren: In einer sicher noch nicht längst vergessenen Zeit gab es einen Bewerb, in dem die Cupsieger Europas gegeneinander antraten. Klingt exotisch, war es auch ein wenig. Denn die Fußballweisheit „Der Cup hat eigene Gesetze“hatte schon damals Relevanz. Die Qualifikation sicherten sich die Grün-Weißen 1984 in einem dramatischen ÖFB-Cupfinale gegen die Wiener Austria im Elfern.
Im September ging die internationale Reise los: Nägel mit Köpfen, direkt erste Runde, keine Quali, kein Playoff. Erster Gegner: Beşiktaş Istanbul. Die Hürde erwies sich als nicht allzu groß (Gesamtscore: 5:2).
Fun-Fact: Die zweite Runde war schon das Achtelfinale. Um in dieser Saison ins Finale zu kommen, musste man gerade einmal acht Partien absolvieren. Ein Spaziergang durch Europa also. Zum Vergleich: In der aktuellen Saison musste Rapid bereits 15 Spiele durchstehen.
Wobei: Ganz so gemütlich hatte es Rapid damals auch nicht, denn man musste bzw. durfte ein Spiel mehr als die Konkurrenz spielen. Die Achtelfinalbegegnungen gegen Celtic Glasgow gingen in die Fußballgeschichte ein. Nach einem 3:1Heimsieg ging das Rückspiel in Schottland 0:3 verloren – und wurde später annulliert. Eine Whiskyflasche hatte den Rapidler Rudolf Weinhofer getroffen. Andere Zeit, andere Wurfgeschoße. Die Wiener gewannen das Wiederholungsspiel in Manchester 1:0. Über den DDRGranden Dynamo Dresden und den KGB-Klub Dynamo Moskau erreichte man das Finale gegen den damals englischen Spitzenverein Everton. Es ging 1:3 verloren. Der Rest ist Geschichte.
Ähnlich historisch, nur noch nicht ganz so lange her ist der grünweiße Einzug ins Finale des Cupsieger-Cups 1996. Der heimische Pokalsieg zuvor – ein 1:0 gegen Leoben im Juni 1995 – war der bis heute letzte der Hütteldorfer, der darauffolgende Run auf europäischer Ebene einer der größten Erfolge der Vereinsgeschichte. Auch elf Jahre nach dem letzten Finaleinzug stellten sich den Hütteldorfern vier Teams in den Weg, acht Partien waren es bis zum Endspiel in Brüssel – ein Wiederholungsspiel gab es dieses Mal nicht.
Durchmarsch
In der ersten Runde schlug Rapid den rumänischen Cupsieger Petrolul Ploiești, das war kein europäisches Schwergewicht. Schwerer war da schon die Aufgabe im Achtelfinale gegen Sporting Lissabon: 0:2-Pleite in Portugal, Remontada in Wien: Aus einem 2:0 in der regulären Spielzeit wurde ein 4:0 nach Verlängerung, Rapid stand im Viertelfinale, das gegen Dynamo Moskau mit einem Gesamtscore von 4:0 gewonnen wurde.
Dann der große Showdown im Halbfinale gegen Feyenoord. Nach dem 1:1 in Rotterdam strömten 48.000 Zuschauerinnen und Zuschauer ins Happel-Stadion, GrünWeiß führte nach 45 Minuten 3:0. Dabei blieb es auch, elf Jahre nach 1985 stand Rapid erneut in einem europäischen Finale. Doch die Krönung blieb aus. Im Finale konnte Rapid nicht an die Leistungen der K.-o.-Phase anknüpfen, gegen Paris Saint-Germain setzte es eine 0:1Niederlage.
Ein Freistoß von Bruno N’Gotty in der 29. Minute, der von Peter Schöttel unhaltbar für Michael Konsel abgefälscht wurde, versetzte Rapid ins Tal der Tränen. 15.000 mitgereiste Fans applaudierten trotzdem, völlig zu Recht. So weit kam Rapid auf europäischer Ebene seither nicht mehr, im Europapokal der Pokalsieger sowieso nicht: Der wurde ab der Saison 1999/2000 mit dem Uefa-Cup zusammengelegt.
Und heute? Bemerkenswert ist der bisherige Lauf schon jetzt. Die Viertelfinalteilnahme von Rapid ist erst die zweite eines österreichischen Klubs im Europacup in den vergangenen 20 Jahren. Bringt Rapid im Weststadion das 1:0 aus dem Hinspiel über die Zeit, stünde man zum vierten Mal in einem europäischen Halbfinale. Gemäht ist die Wiesn nur insofern, als in Wien auf natürlichem Rasen gespielt wird, nicht auf Kunstrasen wie in Stockholm vergangene Woche. Trainer Robert Klauß geht von einer 50:50Chance aus, Rapid müsse „genau so wieder an die Grenze gehen wie im Hinspiel“, sagte er am Mittwoch. Das Match gegen Djurgården ist ausverkauft.
Fragezeichen
Die Gäste können in Wien wieder auf Topstürmer Tokmac Chol Nguen und Mittelfeldmann Daniel Stensson setzen, die zuletzt gesperrt waren. Bei Rapid fällt Mittelfeldspieler Tobias Børkeeiet mit einer schweren Knieverletzung aus, Bendegúz Bolla ist gesperrt, die Stammkräfte Isak Jansson (Erkrankung) und Nenad Cvetković (angeschlagen) waren bis zuletzt fraglich.
Der Gegner im Halbfinale könnte der FC Chelsea sein, die Londoner gehen mit einem 3:0-Vorsprung ins Rückspiel gegen Legia Warschau. Damit will sich bei Rapid, das auch mit dem 2:0-Erfolg im Wiener Derby gegen die Wiener Austria Selbstvertrauen tankte, vorerst aber niemand befassen. Klauß: „Morgen ist der Fokus komplett bei unserem Spiel.“Nicht in London, nicht in Manchester und nicht in Brüssel.
***
Stasera lo stadio sarà gremito,
questo è certo.
Una volta una passeggiata nel parco, ora una maratona
17 Apr 2025 - Der Standard
Andreas Hagenauer, Moritz Ettlinger
Una serata da libri di storia? Il Rapid affronta il Djurgården per qualificarsi alla sua prima semifinale di una coppa europea dal 1996 e incontra ricordi, aspettative e un Weststadion pieno.
A dire il vero, non tutto era migliore in passato: chi oggi vorrebbe fumare in aereo o far scorrere velocemente le cassette musicali per ore e ore? Nel calcio, invece, guardare al passato ha spesso un effetto trasfigurante: nostalgico, confortante, quasi una fuga dal presente difficile e dal futuro incerto. Più i successi restano nel passato, più diventa urgente il desiderio di nuove eroiche imprese.
Anche al Rapid. A Hütteldorf amano andare a pescare negli archivi, ma il presente si chiama quarti di finale di Conference League: giovedì a Vienna arriva il Djurgården (ore 21:00/live Canal+). Dopo la vittoria per 1:0 all'andata in Svezia, la speranza è viva - e non così all'improvviso un'opportunità diventa storica. È da molto tempo che il Rapid non fa scalpore a livello internazionale nella zona ovest di Vienna.
Coppa delle Coppe
Ripercorriamo un passato fatto di pantaloni più larghi, corpi più morbidi e miti intramontabili. Guardiamo alla stagione 1984/1985, in cui il Rapid si è battuto per la finale della Coppa delle Coppe. Per tutti i più giovani: in un'epoca non ancora dimenticata, esisteva una competizione in cui i vincitori delle coppe nazionali si sfidavano tra loro. Sembra esotico, e un po' lo era. Perché l'adagio calcistico “La Coppa ha le sue leggi” era pertinente già all'epoca. I biancoverdi si assicurarono la qualificazione nel 1984 in una "drammatica" finale di ÖFB Cup (la Coppa d'Austria, ndr) battendo ai rigori l'Austria Vienna.
A settembre iniziò il viaggio internazionale: subito primo turno, niente qualificazioni, niente spareggi. Primo avversario: il Beşiktaş Istanbul. L'ostacolo si è rivelato non troppo grande (punteggio complessivo: 5-2).
Curiosità: il secondo turno era già gli ottavi di finale. In quella stagione si dovettero giocare otto partite per raggiungere la finale. In altre parole, una passeggiata in Europa. In confronto, il Rapid ha già dovuto affrontare 15 partite nella stagione in corso.
Tuttavia, il Rapid non se la passava così bene nemmeno all'epoca, visto che doveva - o poteva - giocare una partita in più rispetto alla concorrenza. La partita degli ottavi di finale contro il Celtic Glasgow è entrata nella storia del calcio. Dopo la vittoria in casa per 3:1, la partita di ritorno in Scozia fu persa per 0:3 e successivamente annullata. Rudolf Weinhofer, giocatore del Rapid, viene colpito da una bottiglia di whisky. Altri tempi, "proiettili" diversi. La squadra viennese vinse il replay a Manchester per 1:0 e raggiunse la finale contro l'allora top club inglese Everton, passando per i giganti della DDR, la Dynamo Dresda, e la Dynamo Mosca. La finale fu persa per 1-3. Il resto è storia.
Altrettanto storica, ma non così lontana nel tempo, è stata la corsa dei biancoverdi alla finale di Coppa delle Coppe nel 1996. La precedente vittoria nella coppa nazionale - 1-0 contro il Leoben nel giugno 1995 - era stata l'ultima degli Hütteldorfer, mentre la successiva campagna europea è stata uno dei più grandi successi nella storia del club. Undici anni dopo la sua ultima apparizione in finale, quattro squadre hanno ostacolato l'Hütteldorfer, otto partite sono state giocate prima della finale di Bruxelles - e questa volta senza replay.
Progressi
Il Rapid ha battuto al primo turno i vincitori della Coppa di Romania, il Petrolul Ploiești, che non era un peso massimo europeo. Più difficili gli ottavi di finale contro lo Sporting Lisbona: sconfitta per 2:0 in Portogallo, rimontata a Vienna; un 2:0 nei tempi regolamentari si è trasformato in un 4:0 dopo i tempi supplementari, il Rapid ha raggiunto i quarti di finale, che ha vinto contro la Dinamo Mosca con un punteggio complessivo di 4-0.
Poi è arrivata la grande prova di forza nella semifinale contro il Feyenoord. Dopo l'1:1 a Rotterdam, 48.000 spettatori accorsero allo stadio Happel, con i biancoverdi in vantaggio per 3-0 dopo 45 minuti. E così, undici anni dopo il 1985, il Rapid raggiungeva nuovamente una finale europea. Ma il coronamento della gloria non si concretizzò. In finale, il Rapid non è riuscito a sfruttare le prestazioni della fase a eliminazione diretta, perdendo per 1-0 contro il Paris Saint-Germain.
Un calcio di punizione di Bruno N'Gotty al 29° minuto, deviato da Peter Schöttel sulla traiettoria di Michael Konsel, ha precipitato il Rapid in una valle di lacrime. Tuttavia, i 15.000 tifosi che hanno viaggiato al seguito della squadra hanno applaudito, e giustamente. Da allora il Rapid non è più arrivato così lontano a livello europeo, e comunque non nella Coppa delle Coppe: questa è stata accorpata alla Coppa UEFA dalla stagione 1999/2000.
E oggi? Il percorso fatto finora è già notevole. La partecipazione ai quarti di finale del Rapid è solo la seconda di una squadra austriaca in una coppa europea negli ultimi 20 anni. Se il Rapid riuscirà a difendere al Weststadion la vittoria per 1-0 dell'andata, accederà fra le ultime otto.
Commenti
Posta un commento