Mislintat soll auf Allofs folgen
FOTO: DAVID INDERLIED/ DPASoll bei Fortuna zeitnah das
Erbe von Sportvorstand Klaus Allofs antreten: Sven Mislintat.
Was sich in den vergangenen Tagen immer stärker abgezeichnet hat, könnte zeitnah offiziell werden: Fortuna Düsseldorf wird sich von seinem prominenten Sportvorstand trennen. Als Top-Favorit auf die Nachfolge gilt ein Ex-Dortmunder. Eine endgültige Entsche
13 Dec 2025 - Rheinische Post
VON TOBIAS DINKELBORG
Im Grunde stand von vornherein fest, dass Klaus Allofs die tatsächliche Entscheidung über seine Zukunft nicht selbst treffen würde. Auch wenn der Sportvorstand von Zweitligist Fortuna in der vergangenen Woche die Flucht nach vorne versucht und der Aufsichtsratsspitze in einem persönlichen Gespräch mitgeteilt hatte, seinen am Saisonende auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern, war die Angelegenheit längst nicht final geklärt. Schließlich degradierte sich der 69-Jährige mit seiner Ankündigung selbst zur „Lame Duck“und trieb einen zeitnahen Machtwechsel damit sogar aktiv voran. Dieser soll nun unmittelbar bevorstehen, weil sich die Suche nach einem Nachfolger auf der Zielgerade befindet.
Nach Informationen unserer Redaktion ist Sven Mislintat der Top-Favorit auf das Allofs-Erbe. Darüber berichtet auch die „Bild“, derzufolge die Entscheidung sogar schon gefallen sein soll. Letzteres trifft allerdings nicht in Gänze zu, wie unsere Redaktion weiter erfuhr. Einerseits ist der Auswahlprozess noch gar nicht abgeschlossen: Nachdem sich Mislintat und ein weiterer Kandidat dem Aufsichtsrat am Montag präsentiert hatten, folgte am Freitag ein Gespräch mit einem dritten Anwärter. Und andererseits könnte der Plan aus zwei weiteren Gründen noch scheitern: wenn sich beide Parteien finanziell nicht einigen oder es innerhalb des Kontrollgremiums doch keine Mehrheit gibt. Was zwar unwahrscheinlich, aber nicht völlig ausgeschlossen ist.
Wie man hinter vorgehaltener Hand hört, soll Mislintat den Aufsichtsrat mit seiner Präsentation nämlich durchweg überzeugt haben. Demnach habe der 53-Jährige nicht nur das vorher festgelegte Anforderungsprofil eines digital arbeitenden Sportvorstands erfüllt, sondern bereits aufgezeigt, welche Entscheidungen in der Winterpause zu treffen seien, um einen Weg aus der Krise und aus dem Abstiegskampf zu finden. Zuletzt war Mislintat auch mit Dynamo Dresden in Verbindung gebracht worden, den Sachsen soll er allerdings abgesagt haben. Kurios: Nach der 1:2-Pleite von Fortuna bei Dynamo hatte die Debatte um eine sofortige Allofs-Ablösung in Düsseldorf vor knapp zwei Wochen erst richtig an Fahrt aufgenommen.
Bis Februar dieses Jahres hatte der in Kamen aufgewachsene Mislintat zunächst als Technischer Direktor und dann als Leiter der Scoutingabteilung von Borussia Dortmund gearbeitet, wurde dann allerdings entlassen und im August abgefunden. Zuvor war er vier Monate lang beim niederländischen Top-Klub Ajax Amsterdam angestellt. Seine kurze Amtszeit dort hatten Vorwürfe, Transfers trotz Interessenkonflikten umgesetzt zu haben, überschattet. Dieses Thema soll der 53-Jährige während seines Gesprächs mit dem Aufsichtsrat von Fortuna nach Informationen unserer Redaktion zu Wochenbeginn aber dargelegt und ausgeräumt haben.
Einen großen Namen hatte sich Mislintat vor langer Zeit als Chefscout des BVB gemacht. Der gebürtige Dortmunder, später nur noch „Diamentenauge“ genannt, gilt als Entdecker von Spielern wie Pierre-Emerick Aubameyang, Ilkay Gündogan oder Ousmane Dembélé. Vom Bundesligisten aus wechselte er 2017 zum FC Arsenal und war später dreieinhalb Jahre lang als Sportdirektor beim VfB Stuttgart tätig. Auch in Düsseldorf hat Mislintat übrigens eine Vergangenheit: Zu Beginn seiner Karriere war er als Spielanalyst bereits für Fortuna tätig.
Dass die vorzeitige Trennung von Allofs unmittlbar bevorstehen würde, hatte sich in den vergangenen Tagen indes immer deutlicher abgezeichnet. Am Mittwoch berichtete unsere Redaktion, dass der Aufsichtsrat den Allofs-Rauswurf beschlossen hat und nur noch der exakte Zeitpunkt ungeklärt ist. Letzteres gilt nach wie vor, denn es gibt zwei Optionen: Entweder stellt das Gremium den Sportvorstand, der im vergangenen halben Jahr etliche falsche Entscheidungen getroffen und damit seine bis dato gute Arbeit selbst kaputtgemacht hatte, noch vor der Partie bei der SV Elversberg (Sonntag, 13.30 Uhr) frei – oder kurz danach, sehr wahrscheinlich dann am Montag.
Die entscheidenden Stunden in Düsseldorf, sie rücken also immer näher. Und auch wenn die Verpflichtung von Mislintat noch nicht in trockenen Tüchern ist, spricht inzwischen fast alles dafür, dass er Allofs zu Beginn der neuen Woche ablösen wird.
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