Aus der Arbeitslosigkeit in die Bundesliga
Heidenheims Außenverteidiger Omar Traoré ging einen außergewöhnlichen Weg. Heute trifft er zum Saisonauftakt auf den VFL.
23 Aug 2025
Wolfsburger Allgemeine
Von Florian Schulz
Heidenheim. Einen „geraden“Weg aus dem Nachwuchs in den Profibereich zu gehen, das ist heutzutage fast zu einer Rarität geworden. In vielen Fällen kann der „Umweg“über die 3. oder 4. Liga helfen, um am Ende doch noch ganz oben anzukommen. Der gebürtige Niedersachse Omar Traoré, der mit dem 1. FC Heidenheim am Samstag (15.30 Uhr) zum Auftakt der Fußball-bundesliga-saison auf den VFL Wolfsburg trifft, kann davon ein Lied singen.
„Man sollte mit Rückschlägen umgehen können, Geduld aufbauen und Vertrauen in die eigenen Stärken haben - und wenn dann die Chance kommt, muss man sie nutzen“, erklärt Traoré. Der 27-Jährige weiß ganz genau, wovon er spricht. Mit der U19 von Eintracht Braunschweig gewann der Osnabrücker 2017 den Dfb-pokal, um anschließend ein halbes Jahr vereinslos zu sein. „Für mich als junger Spieler war das nicht einfach. Ich hatte große Ambitionen - und auf einmal ging es von 100 runter auf 0 , blickt der
Deutsch-togolese zurück. „Für mich war das eine prägende und wichtige Zeit. Sie war maßgeblich dafür, dass ich heute da bin, wo ich bin. Ich habe noch mehr Ehrgeiz und Geduld entwickelt, weil ich gemerkt habe, wie schnell es gehen kann.“
Den Tipp, den der 1,87-Metermann wohl jedem jungen Spieler, der auf dem Weg nach oben Rückschläge erlebt, geben kann: Er sollte niemals den Kopf hängen lassen. Die 3. Liga oder auch die Regionalliga können für Talente durchaus eine geeignete Bühne darstellen. „In erster Linie ist es wichtig, dass man spielt. Daher würde ich jedem Spieler, der es nicht gleich in die Bundesliga schafft, eine untere Liga empfehlen“, sagt der Außenverteidiger. „Man wird im jungen Alter geprüft, das kann nur helfen. Ein früherer Trainer hat mir mal gesagt, dass Motivationsausdauer, Resilienz und Geduld ganz wichtige Punkte sind.“Das nahm sich Traoré zu Herzen. Sein Weg führte im Januar 2018 zum damaligen Regionalligisten SV Rödinghausen.
Das halbe Jahr zwischen der Ajugend
und dem Rödinghausenwechsel nutzte der 27-Jährige, um sich bei einem Oberligisten fitzuhalten. Seine Familie unterstützte ihn in dieser schwierigen Zeit maßgeblich. „Sie ist stolz, wie weit ich es geschafft habe. Aber auch Personen wie mein damaliger Berater haben mir viel Halt gegeben“, blickt Traoré, der nach wie eine große Bindung zu seiner Heimat hat und in der Niedersachsen-auswahl einst viele Mitspieler aus den Reihen des VFL Wolfsburg hatte, zurück.
Vor zwei Jahren wechselte der Defensivmann vom Drittligisten VFL Osnabrück nach Heidenheim. „Es war der wichtigste und größte Schritt, den ich zum Glück schnell gemeistert habe“, sagt er. Talent ist das eine, harte Arbeit, Fleiß, Ehrgeiz und der Glaube an sich selbst sind das andere. „Ich denke, bei mir war es eine Mischung aus vielen Sachen“, blickt Traoré zurück. Auch das Thema Gesundheit spielt seiner Ansicht nach eine große Rolle: „Ich habe mit vielen enorm talentierten Jungs zusammengespielt, die später verletzt waren und die Chance, nach oben zu kommen, nicht mehr erhalten haben. Ich hatte das Glück, weitestgehend verletzungsfrei geblieben und möglicherweise auch zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen zu sein.“
Seine ersten beiden Jahre in Heidenheim bezeichnet Traoré als „ereignisreich“. Höhen und Tiefen wechselten sich munter ab. Nach Platz acht und der Qualifikation für die Conference League in der ersten Bundesliga-saison erfolgte die Rettung in der vergangenen Spielzeit erst in der Relegation gegen die SV Elversberg. „Dass wir den Klassenerhalt erst in letzter Sekunde geschafft haben, war sinnbildlich für diese emotionale Saison“, sagt der Niedersachse.
Für die Elf von Trainer Frank Schmidt geht‘s auch diesmal „nur“um den Klassenerhalt. Auch diesmal möchte der FCH über seine Geschlossenheit kommen. Für die erste Aufgabe gegen Wolfsburg sieht er sich gewappnet. „Wir brauchen mannschaftliche Geschlossenheit, müssen defensiv gut stehen, gut pressen und unsere Chancen nutzen. Dann bin ich guter Dinge“, erklärt Traoré.

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