Später Wahnsinn am Millerntor: St. Pauli holt 1:3 gegen BVB auf
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Groß-chance für den BVB: Nikola Vasilj pariert stark gegen den Dortmunder Pascal Groß.
Tore in der 86. und 89. Minute sorgen für nicht mehr erwarteten Punktgewinn der Hamburger
24 Aug 2025
Lübecker Nachrichten
VON CHRISTIAN JESSEN
Der FC St. Pauli hat ein dramatisches Auftaktmatch in seine zweite Bundesliga-saison nach dem Aufstieg mit einem späten und überraschenden Punktgewinn gekrönt. Die Hamburger holten gegen den Champions-leagueBorussia Dortmund gestern vor 29.546 Zuschauern am ausverkauften Millerntor ein 3:3-Unentschieden. Dabei glichen die Kiezkicker in den letzten Minuten einen 1:3-Rückstand aus.
Mit nur einem Wechsel im Vergleich zum knappen Pokalerfolg gegen Norderstedt, der erst im Elfmeterschießen feststand, ging St. Paulis Trainer Alexander Blessin die Partie an. Adam Dzwigala war für den angeschlagenen David Nemeth (Adduktorenbeschwerden) dabei. Beim BVB feierte Jobe Bellingham sein Bundesliga-debüt, zudem startete auch Nationalspieler Karim Adeyemi.
Erst nach ein paar Anfangsschwierigkeiten fand der BVB am Millerntor in die Partie. Zunächst musste Gregor Kobel gegen den nachsetzenden Hamburger Stürmer Andreas Houtoundji zupacken (11.). Sieben Minuten später wäre das 1:0 für St. Pauli eigentlich fällig gewesen, als Waldemar Anton und Ramy Bensebaini Houtoundji nicht stoppen konnten, Kobel gegen den durchgebrochenen Neuzugang aber eine starke Fußabwehr auspackte.
Erst nach 20 Minuten wurden die Dortmunder besser. Serhou Guirassy hatte die erste Chance (23.), zwei Minuten später war bei einem starken Angriff über Guirassy und Karim Adeyemi das 0:1 möglich, doch Nikola Vasilj hielt stark bei einem Schuss von Pascal Groß aus Nahdistanz. Dass die Kovac-elf in Führung ging, war in dieser Phase also durchaus folgerichtig. Eine Flanke von Marcel Sabitzer köpfte Guirassy präzise neben den Pfosten zum 0:1 (35.).
Bitter wäre es für St. Pauli gewesen, hätten die Gäste direkt im Anschluss das zweite Tor gemacht. Als Adeyemi von Guirassy herrlich in Szene gesetzt wurde, konnte ihn Eric Smith nur per Foul stoppen. Doch Vasilj fischte den gut platzierte, aber halbhoch geschossenen Elfmeter von Guirassy noch aus dem Eck (39.).
Mit dem verschossenen Elfmeter kippte die Partie wieder, doch Houtoundji suchte bei einer guten Chance zu sehr Elfmeter oder Platzverweis für den Gegner statt frei vor Kobel abzuziehen (45.).
Nach der Pause war zunächst Vasilk wieder gefordert, als er einen Schuss von Julian Brandt aus dem Winkel fischte (47.). Doch dann kam St. Pauli zum insgesamt nicht unverdienten Ausgleich. Nach einer Sinani-flanke gewann Houtoundji das Luftduell mit Filippo Mane und köpfte zum 1:1 ein (50.). Die Hamburger hielten das Spiel auch anschließend offen.
Die favorisierten Gäste schlugen jedoch eiskalt zu. Felix Nmecha legte mit Übersicht für den aufgerückten Waldemar Anton ab – und der Schuss des Innenverteidigers wurde von Hauke Wahl noch unhaltbar zum 1:2 abgefälscht (67.). Es schien der Wegweiser in diesem Spiel zu sein, denn der BVB hatte es nun wieder in der Hand und schlug ein weiteres Mal zu. Groß chippte einen Ball aus der Tiefe hinter die Kette, und Brandt traf mit einem platzierten Rechtsschuss zum 1:3 (74.).
Doch es wurde noch einmal spannend. Weil Mane gegen Abdoulie Ceesay klammerte, entschied Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck nach Vareingriff auf Elfmeter für St. Pauli, den Daniel Sinani verwandelte (86.). In Überzahl wurde das Millerntor in der Schlussphase zum Tollhaus. Die Braun-weißen drückten – und wurden schnell belohnt. Der aufgerückte Abwehrchef Smith war es, der den Ball von der Strafraumgrenze in die lange Ecke zirkelte (89.). In der zehnminütigen Nachspielzeit drängten die Hamburger noch auf den Siegtreffer – doch der BVB rettete den Punkt zu zehnt über die Zeit.
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Trotz 6:0 – Eberl hat noch einen ganz harten Job
Vielwurde geredet über die Transferpolitik des FC Bayern. Und tatsächlich war es nicht im Stil eines Champions-league-titelaspiranten, was der Rekordmeister im Sommer auf dem Transfermarkt veranstaltete. Doch die Bundesliga-konkurrenten können auf eine Schwächephase der Kompany-elf nicht hoffen. Dieses Signal sendeten Kane & Co. zum Saisonauftakt überdeutlich. Die erste Elf der Bayern – sie ist weiterhin eine Klasse für sich.
Spannend wird es vermutlich erst dann, wenn die englischen Wochen beginnen. Angesichts von drei Langzeitverletzten ist der Kader zu dünn. Vier Stars für vier Offensivpositionen – das geht nicht lange gut. Mit Budget für ein oder zwei Leihspieler den Kader auf internationales Top-niveau zu trimmen, ist mehr als eine Herkulesaufgabe für Max Eberl. Daran ändert auch eine 6:0-Gala nichts.
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Tor-gala: Bayern setzt die erste „Duftmarke“
6:0 gegen Leipzig im Eröffnungsspiel – Lob für Olise, Kane und Gnabry – Leihspieler werden gesucht
Harry Kane konnte nach seinem Hattrick schon wieder einen Spielball im Rucksack als Trophäe mit nach Hause nehmen. Und oben auf der Tribüne der Allianz Arena kam es bei den Bayern-bossen im Jubelrausch des meisterlichen 6:0 (3:0)-Statements gegen RB Leipzig zu einem Handschlag mit Symbolkraft.
Vor 75.000 Zuschauern hatte der Franzose Michael Olise in der 27. Minute das erste Tor der Saison erzielt. In seinem ersten Bundesliga-spiel traf auch der neue Star-einkauf Luis Díaz sofort (32.). Olise gelang noch vor der Pause sein zweites Tor (42.). Kane traf in der zweiten Halbzeit sogar dreimal (54., 74., 78.).
Vereinspatron Uli Hoeneß reichte nach Tor Nummer drei Max Eberl „die Hand rüber, und ich habe sie gerne genommen“, wie der Sportvorstand erzählte. Es war eine Botschaft des Eröffnungsspiels der 63. Bundesligasaison: Unten auf dem Platz und oben bei der Vereinsführung herrscht Zusammenhalt.
Eberl fügt sich notgedrungen in die von Hoeneß intern wie öffentlich geäußerte Vorgabe, nur noch einen oder zwei Leihspieler zu holen. „Wir haben noch zehn Tage Zeit, Dinge zu realisieren, die wir im Kopf haben“, sagte der 51-Jährige.
„Unsere Offensive hat geliefert“, frohlockte Eberl. Trainer Vincent Kompany lobte „Energie“und „Spielfreude“, Eberl sprach von „einer Duftmarke“, die gesetzt wurde. „Wenn die Mannschaft einmal rollt, dann rollt sie“, befand Nationalspieler Leon Goretzka.
Besonders ins Rollen kam die Abteilung Attacke, in der neben den drei Torschützen auch Serge Gnabry auf der ZehnerPosition des verletzten Jamal Musiala grandios aufspielte. „Er ist ein sehr unterschätzter Spieler“, bemerkte Kompany.
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