Stürmer-Segen für den 1. FC Union


Ilyas Ansah bejubelt hier schon sein zweites Tor – so 
richtig glauben mag er es offenbar selbst noch nicht.

24 Aug 2025 - Der Tagesspiegel
Von Kit Holden

Debütant Ansah trifft beim 2:1 über Stuttgart doppelt Bei seinem ersten Bundesliga-Torjubel sah es ein bisschen so aus, als ob Ilyas Ansah das alles selbst kaum glauben konnte. Zunächst rannte er wie ein Verrückter Richtung Eckfahne, dann drehte er sich an der Strafraumkante um und wandte sich stattdessen an seine Mitspieler. Erst danach ging er für ein kurzes Gebet zu Boden. „Das sind Momente, von denen man träumt, und die gehen jetzt in Erfüllung. Das ist natürlich eine Situation, wo man sich erst mal sammeln muss“, sagte Ansah nach dem Spiel und konnte sein Glück dabei noch immer nicht so richtig fassen.

„Der Gesegnete“ oder „Der Segenbringer“ bedeutet Ansahs Nachname ungefähr in der ghanaischen Akan-Sprache. Und am Sonnabend war der Stürmer des 1.FC Union tatsächlich ein einziger Segen für seinen neuen Verein. Mit zwei Toren in der ersten Hälfte feierte der 20-Jährige bei seinem ersten Bundesliga-Spiel einen Traum-Einstand – und schenkte Union damit zum Saisonauftakt einen 2:1-Sieg gegen den VfB Stuttgart.

Zuvor noch nicht geglänzt

Dabei war der allgemeine Konsens vor diesem ersten Spieltag eigentlich klar: Bei Union mangele es – trotz der Ankunft von Ansah – immer noch an Durchschlagskraft in den vorderen Reihen. Es fehle die Präzision, und eben auch an einem Angreifer, der die Dinger vorne einfach reinmacht.

Schon nach 18 Minuten säte Ansah Zweifel an dieser These. An der Strafraumkante behauptete er den Ball stark gegen Angelo Stiller, und machte ihn dann einfach rein. Aus einer Entfernung von 20 Metern und mit einer Selbstverständlichkeit, die ihn selbst überraschte. Wie war das nochmal mit der fehlenden Durchschlagskraft?

Nun hat man nicht unbedingt rechnen können, dass Ansah beim Debüt so zünden würde. Sowohl in der Vorbereitung als auch im Pokal gegen Gütersloh hatte der Neuzugang aus Paderborn zwar gute Ansätze gezeigt. So richtig geglänzt hatte er allerdings nicht. Die Erwartungen hielten sich noch in Grenzen.

Wie ein schlaksiger Teenager

„Natürlich rechnet man nicht damit, dass es so kommt, wie es gekommen ist“, sagte auch Ansah selbst später. Er selbst habe erst kurz vor dem Spiel erfahren, dass er überhaupt in der Startelf stehen würde. Es war die richtige Entscheidung.

Ansah sieht auf dem Feld deutlich limitierter aus, als er tatsächlich ist. Wie ein schlaksiger Teenager lief er am Samstag im letzten Drittel des Feldes herum, die Ellenbogen dicht an den Rippen. Erst später fällt auf, dass er auch blitzschnell ist, mit dem Ball tanzen kann und ein fantastisches Auge hat und im Abschluss eben eiskalt bleibt.

Am Sonnabend beendete Union die erste Halbzeit trotzdem mit 3:9 Torschüssen. Dass es bei der wichtigsten Zählung dennoch 2:0 stand, lag vor allem an einem überragenden Frederik Rönnow im Tor der Köpenicker.

Bei seinem zweiten Tor kurz vor dem Seitenwechsel zeigte Ansah wirklich alle Tugenden, die Union für die kommende Saison Hoffnung machen dürfen. Zunächst wollte er einen Ball an der Mittellinie mit dem Kopf verlängern. Das gelang ihm nicht, doch er gewann den Zweikampf trotzdem, schaltete blitzschnell um und spielte einen cleveren Pass zu Andrej Ilic auf der rechten Seite. Ein paar Sekunden später stand Ansah im Fünf-MeterRaum und der Ball lag im Netz.

Spätestens ab diesem Moment war klar, dass die Erwartungen an Ansah künftig ganz anders sein werden als noch vor dem Spiel. Weshalb Trainer Steffen Baumgart auf der Pressekonferenz sagte: „Wir erwarten erstmal, dass er auf dem Teppich bleibt. Das bleibt er aber auch, weil er ein sehr bescheidener Junge ist.“

Als Ansah nach 75 Minuten ausgewechselt wurde, wurde er aber schon wie ein Publikumsliebling gefeiert. Die Waldseite tobte, als er vorbeilief. Auf der Haupttribüne gab es stehende Ovationen. Ein gesegneter Nachmittag.

***

1. FC Union - VfB Stuttgart 2:1 (2:0)

1. FC Union (352): 
Rönnow - 

Doekhi, Querfeld, Rothe - 

Trimmel (84. Juranovic),    Schäfer,    Khedira,   Haberer (67. Kral), Skov (67. Köhn) - 

Ilic, Ansah (75. Burke)

VfB Stuttgart (4231): 
A. Nübel - 

Vagnoman (71. Führich),     Jaquez,     Chabot (82. Hendriks),     Mittelstädt - 

Karazor (82. Jeltsch),     Stiller 

Leweling,             Undav,            Woltemade, 

Demirovic (65. Tiago Tomás)

Schiedsrichter: Hartmann. Zuschauer:
22012 (ausverkauft).
Tore: 1:0 Ansah (18.), 2:0 Ansah (45.+4), 2:1 Tiago Tomás (86.).

***

Die Saison wird trotzdem spannend – garantiert!

Jörg Leopold würde sich über einen spannenden Titelkampf freuen, sieht die Bundesliga aber auch hinter Bayern gut aufgestellt.

24 Aug 2025
Der Tagesspiegel

Der FC Bayern fertigt RB Leipzig zum Auftakt der neuen Bundesliga-Spielzeit mit 6:0 ab. Da drängt sich die Frage auf: Wird dies die langweiligste Saison aller Zeiten?

Die Trainer der 18 Erstligaklubs waren sich schon vor dem Start am Freitag einig – kein einziger anderer Deutscher Meister wurde in einer Umfrage genannt. Und hatten die Bayern nicht schon am Ende der vergangenen Saison 13 Punkte Vorsprung auf den ersten „Verfolger“?

Den Bayern ihre Dominanz vorzuwerfen, ist dabei zu billig. Natürlich hat der Klub national das meiste Geld und folglich die besten Spieler. Es ist nur logisch, dass diese Mannschaft dann auch Meister wird – wobei noch eine Menge Bundesliga ansteht.

Langeweile wird dennoch keine aufkommen, denn in dieser Liga spielen eben noch 17 andere Teams. Und im Zweifel interessiert die Fans von Borussia Mönchengladbach oder vom 1. FC Union kein bisschen, was da oben an der Tabellenspitze passiert.

Und die gute Nachricht ist doch: Von neun Bundesligaspielen an einem Wochenende dürften immerhin acht ziemlich offen sein. Das verspricht Aufregung hinter den Bayern und sowieso am Tabellenende. Mit dem Hamburger SV und dem 1. FC Köln sind dazu zwei Traditionsvereine aufgestiegen. Per se macht das die Liga schon wieder attraktiver. Am Ende könnten Mannschaften in den Abstiegskampf verwickelt sein, die das jetzt selbst vielleicht noch nicht glauben.

Natürlich, die Lücke zwischen den Bayern und dem Rest ist gewaltig, aber wer die Münchner leiden sehen will, dem bleibt immer noch die Champions League.

Der langweiligste BundesligaMeisterkampf begann vor zwei Jahren. 2023/24 gewann Bayer Leverkusen den Titel, ohne ein einziges seiner 34 Spiele zu verlieren. Das muss auch der FC Bayern erst einmal schaffen. Freuen wir uns also auf den Rest der Saison und ergötzen uns zwischendurch einfach mal am schönen Spiel der Münchner. Und wenn die am Ende mit 20 Punkten Vorsprung vorne stehen – na und? Spannung wird es in dieser Bundesliga-Saison dennoch zur Genüge geben – garantiert.

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